Nur keinen Stress machen

Beziehungsstress, Leistungsstress, Terminstress, Schulstress - Stress hat viele Gesichter und begegnet uns in vielen unterschiedlichen Bereichen des Lebens. Wie schnell gehen uns Sätze wie "Ich stehe absolut unter Stress" oder "Ich fand das ziemlich stressig" über die Lippen. Drücken wir damit nur eine uns unangenehme Situation aus oder steckt mehr dahinter? Was ist Stress?

Das Wort Stress ist negativ belastet. Dabei gerät jedoch ganz in Vergessenheit, dass Stress per se nichts Schlechtes ist. Er wirkt in seiner positiven Form antriebsfördernd und ist geradezu lebensnotwendig. Denn Stress ist ein uns angeborenes Verhalten, eine Reaktion des Organismus, auf Gefahrensituationen (Stressoren) reflexartig mit einem Angriffs- oder Fluchtverhalten zu reagieren.

Stress ist eine ausgeklügelte Bio-Schaltung. Denn Stresssituationen zwingen uns zu blitzschnellen Entscheidungen, immer dann, wenn keine Zeit zum Nachdenken bleibt. Er mobilisiert die letzten Kräfte und versetzt den Organismus innerhalb kürzester Zeit in Alarm- und Handlungsbereitschaft und lässt uns zu Hochform auflaufen. Dieser Mechanismus kam schon unseren Urahnen zugute. Wenn sich plötzlich ein wildes Tier näherte, konnte langes Nachdenken tödlich sein. Schnelle Reaktionen waren überlebenswichtig.

Der Organismus macht mobil

Sieht sich der Mensch einer Stresssituation gegenübergestellt, spult der Organismus automatisch ein Programm ab, das den Körper in Handlungsbereitschaft versetzt und alle notwendigen Ressourcen bereitstellt. 

  • Herzschlag- und Atemfrequenz erhöhen sich.
  • Der Blutzuckerspiegel (Energielieferant) wird angehoben.
  • Muskeln spannen sich an.
  • Adrenalin- und Cortisolproduktion werden angeregt.
  • Der Körper produziert vermehrt rote Blutkörperchen.
  • Magen und Darm stellen die Verdauungstätigkeit ein.

Eustress und Distress

Stress ist nicht gleich Stress. Vielleicht haben Sie es schon selbst einmal bemerkt. Erst unter etwas Druck laufen Sie zur Höchstform auf, Sie bewältigen die Aufgabe in der vorgegebenen Zeit, die Arbeit macht Spaß. Am Ende sind Sie zufrieden und fühlen sich gut. In diesem Fall kann man von positivem Stress sprechen, auch Eustress genannt. Gekennzeichnet ist dieser positive Stress dadurch, dass die Situation nicht als Bedrohung, sondern als Herausforderung erlebt wird; wie zum Beispiel ein Musiker oder Schauspieler vor seinem Auftritt das Lampenfieber erlebt. Oder aber auch ein Sportler, der seine Stressreaktionen kontrolliert und auf den Punkt hin seine Energie bündeln kann und Höchstleistung erbringt.

Die andere Art von Stress, von dessen gesundheitsschädigender Wirkung hier die Rede ist, wird als negativer Stress oder Distress bezeichnet. Man empfindet ihn als belastend, man ist angespannt, fühlt sich unwohl und es kann zu Gesundheitsschädigungen kommen.

Vom Eustress zum Distress ist es oftmals nur ein kleiner Schritt, jedoch ein Schritt mit gesundheitlichen Folgen. Dennoch: Bei jedem Menschen liegt die Grenze woanders. Denn was der Eine als Herausforderung empfindet, stellt für den Anderen eine nur schwer erträgliche Belastung dar.

Die Stresskurve

Sind wir einer Stresssituation ausgesetzt, läuft die Stressreaktion des Körpers immer nach ein und demselben Muster ab.

1. Orientierungsphase: In dieser Phase wird der Reiz an das Gehirn geleitet. Es entscheidet, ob dieser Reiz als bedrohlich empfunden wird.

2. Aktivierungsphase: Das vegetative Nervensystem wird blitzschnell aktiviert (Herzschlag- und Atemfrequenz erhöhen sich, der Blutzuckerspiegel als Energielieferant wird angehoben, Muskeln spannen sich an).

3. Anpassungsphase: Bleibt der Stressor bestehen, so bleibt auch der Körper in "Alarmbereitschaft". Der Organismus ist jederzeit bereit, zu reagieren.

4. Erholungsphase: Ist der Reiz abgeflaut, fehlt die Bedrohung. Ist also die Situation erfolgreich bewältigt worden, regeneriert sich der Körper. Er erholt und entspannt sich wieder.

5. Überforderungsphase: Kann sich der Körper nicht ausreichend lange erholen, sind also die Zeiträume zwischen den stressauslösenden Situationen recht kurz oder hält eine Situation sehr lange an, durchläuft der Körper nicht mehr das beschriebene Programm, sondern schaltet auf einen andauernden Alarmzustand. An dieser Stelle wird die Grenze von einer natürlichen, gesunden körperlichen Reaktion zu einem ungesunden, gesundheitsschädigenden Zustand überschritten.

6. Erschöpfungszustand:  Diesen Daueralarm kann der Körper nicht auf längere Zeit aushalten. Fehlt ihm die Regeneration, schwindet die Widerstandskraft, seine Ressourcen sind aufgebraucht.

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